Chile II - Thomas Althaus - Zoologe

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Chile II

Lauca National Park (private Reise im Jahre 2006)

Wenn man von Arica (nördlichste Stadt Chiles) gegen die Anden (Richtung Putre und Lauca NP) das erste Küstengebirge überquert, kommt man in Täler, die fast wie Oasen aussehen.

Während die Berghänge selbst karg und trocken sind, ist der Talboden grün und Agrarland. Die Bauern profitieren davon, dass sich Regenwolken, die vom Meer her kommen an der höheren, zweiten Gebirgskette stauen und das Land mit reichlich Regen versehen.

Über eine abenteuerliche, in den Sand und Fels der Gebirgskette gebaute Passstrasse, kamen wir dann in das Hochland, welches sich stetig ansteigend gegen den Vulkan Parinacota und die Grenze nach Bolivien ausdehnt.

Felslandschaft - oder sollte man sagen „Mondlandschaft“ ? - auf der Fahrt von Arica nach Putre

Dies ist in der Tat ein Wald von Kandelaberkakteen (auf 1800 m Höhe). Die geringe Niederschlagsmenge lässt keine grössere Pflanzendichte zu.

Ein schönes Exemplar einer Kandelaberkaktee (Browningia candelaris). Die Art kommt an den Berghängen der Anden im Norden von Chile und im Süden von Peru auf einer Höhe von 1800 – 2800 m vor.

Je höher wir anstiegen, desto mehr Pflanzen gab es nun, insbesondere dort, wo ein Bergbach floss.

Und dann sahen wir sie, auf etwa 3000 m Höhe: Die Guanacos (Lama gunaicoe). Das sind Wildtiere - keine Haustiere - die ihr Leben in dieser kargen Umgebung fristen. Sie wurden vor etwa 5000 Jahren von den Inkas domestiziert (Ahnform des Lamas und Alpakas).

Guanakos sind etwa120 cm gross (Schulterhöhe) und ca. 100 kg schwer. Im Gegensatz zu den Lamas, sind sie einheitlich gefärbt. Guanacos bilden Familienverbände, die aus einem männlichen Leithengst, mehreren ausgewachsenen Weibchen und deren Jungen bestehen

Guanacos gibt es in den Hochebenen (Altiplano) von Peru, Bolivien, Ecuador, Kolumbien, Chile und Argentinien bis auf eine Höhe von 4000 m. Um auf dieser Höhe leistungsfähig zu sein, enthält ihr Blut etwa vier Mal mehr rote Blutkörperchen als Menschenblut.

Im Vordergrund Putre, das kleine Städtchen am Eingang des Lauca Nationalparks auf 3650 m. Hier machten wir Halt, um uns an die grosse Meereshöhe zu akklimatisieren. Wir sind in der Tat auf unserer Tagesreise dem Parinacota schon wesentlich näher gekommen.

Eine der Hauptstrassen von Putre, der Hauptstadt der Provinz Parinacota. Es ist, trotz seiner 2200 Einwohner in der Tat ein stiller Ort. Obwohl die Sonne aus einem makellos blauen Himmel scheint, haben wir in Putre oft gefroren...

Das ist der Hauptplatz von Putre (Plaza de Armes). 12 km östlich von Putre liegt der 1370 km² grosse Nationalpark Lauca, der nördlichste Nationalpark in Chile und Biosphärenreservat der UNESCO.

Nach einer kalten Nacht, die wir in Putre verbracht hatten (wir behielten unsere Wollmützen und Winterjacken sogar während des Nachtessens im Restaurant an), begegneten wir auf unserer Fahrt in den Lauca Nationalpark einer schönen Gruppe von Guanacos.

Die Tiere sind zwar sehr neugierig, aber auch misstrauisch. Sobald man aus dem Auto steigt, ergreifen sie die Flucht. Kein Wunder, gab es doch bei Ankunft der Spanier in Südamerika schätzungsweise 50 Millionen wilde Guanacos und heute nur noch ca. 600'000

Ein Guanacohengst – und Haremsbesitzer - auf seinem Ausguck. Guanacos wurden nicht nur wegen ihres Fells gejagt, sondern auch, um Weideland für Schafherden zu gewinnen.

Als wir noch höher fuhren, unmittelbar beim Eingang zum Lauca Nationalpark, sahen wir sie dann: Vikunjas (oder Vicugnas) (Vicugna vicugna), die zweite südamerikanische Kamelidenart. Das Vikunja kleiner, schlanker und heller gefärbt als das Guanaco.

Das ist ein Viscacha (vermutlich Lagidium viscacia) ein Nagetier und ein naher Verwandter des Chinchillas, aber wesentlich grösser (Körperlänge 30-45cm, Gewicht bis zu 3 kg). Deutsch werden die Viscachas Hasenmäuse genannt (diese Art: Cuvier-Hasenmaus).

Eigentlich erinnern Viscachas jedoch eher an Kaninchen. Ihr Lebensraum sind trockene, felsige Bergregionen mit wenig Vegetation in Höhen bis zu 5000 Metern. Nach einer kalten Nacht geniessen die herzigen Tiere die Strahlen der wärmenden Morgensonne.

Die „Viscacha-Siedlung“ befindet sich nahe bei der Einfahrt zum Lauca NP. Die Berg-Viscachas, die sich hier genüsslich sonnten, sind nicht dieselben, wie die fast doppelt so grossen Flachland-Viscachas (Lagostomus maximus), der Grasebenen Südamerikas.

Bei den Viscachas entdeckten wir noch ein zweites, wesentlich kleineres Tierchen. Der Direktor des Zoos von Santiago, half mir dann aufgrund der Bilder die Art zu bestimmen: Es handelt sich um eine Bolivianische Grossohrmaus (Auliscomys boliviensis).

Die Bolivianische Grossohrmaus ist, mit ihren 10-15 cm Körperlänge und den 2,5 bis 3,5 cm langen Ohren ein wirklich herziges Tier. Diese Art vergesellschaftet sich effektiv häufig mit den Viscachas und profitiert von deren Alarmrufen.

Vicunjas leben, wie Guanakos, in von einem Männchen geführten, territorialen Familienverbänden,. Allerdings liegt ihr Lebensraum wesentlich höher, im Bereich von 3500 bis 5500 m. Ihr dichtes überaus feines Fell wirkt hier wie eine Isolierschicht.

Es mag gelingen, ein Vikunja auch von Nahem aufzunehmen, aber die Tiere sind fast noch scheuer als die Guanacos. Vicunjas sind nie domestiziert worden. Heute dürfen die Eingeborenen Vicugnas in speziellen Gattern einmal im Jahr einfangen und sie scheren.

Zur Zeit der Inkas gab es etwa 1,5 Mio. Vikunjas in den Anden. Bis 1965 ging ihre Zahl auf 6000 zurück. Seitdem haben Schutzmassnahmen und die Methode der Gewinung von Wolle, ohne die Tiere töten zu müssen, aber zu einer Erholung der Bestände geführt.

Wir nähern uns einer Höhe von 4000m. In dieser Höhe gibt es keine Guanacos mehr, nur noch Vicunjas. Im Hintergrund erscheint der mächtige Gipfel des Vulkans Parinacota (6342 m).

Eindrucksvolle Landschaft im Lauca NP mit den Vicunjas im Vordergrund und den beiden Vulkanriesen Pomerape (6286 m) und Parinacota (6342 m) im Hindergrund.

Bofedal de Parinacota, eine Art Hochmoor auf ca. 4000 m. Im Hintergrund wiederum Vicunjas, im Vordergrund Andengänse (Chloephaga melanoptera). Auch diese Tiere leben auf einer unglaublichen Meereshöhe zwischen 3000 und 5000 Metern.

Andengans. Man beachte dass das Gras am Rande des kleinen Bächleins eine Eisschicht aufweist

Auch der Schmalschnabelsichler oder Puna Ibis (Plegadis ridgwayi), hier im Bofedal de Parinacota, kommt in Höhen von 3100 bis 4800 m vor.

Bei bestimmter Sonneneinstrahlung sieht man den metallischen Purpurglanz des Gefieders des Schmalschnabelsichlers

Dieser Vogel heisst in der Tat Schwarzschwanz- Uferwipper (Cinclodes atacamensis) und kommt ebenfalls in eine Höhe bis 5000 Meter vor. Hier im Bofedal de Parinacota

Und das könnte der Andensporntyrann (Lessonia oreas) sein. Ebenfalls im Bofedal de Parinacota

Ein weiterer Trupp Vikunjas (Lauca NP). Heute gibt es übrigens im gesamten Verbreitungsgebiet der Art wiederum etwa 200'000 Exemplare. Die sorgsam gewonnene, zertifizierte Wolle wird dann zu teuren Produkten (Schals, Ponchos, Decken) verarbeitet.

Dieses Vikunja ist ein sehr schöner Vertreter seiner Art. Hier sieht man die feine, dichte Wolle besonders gut

Die Cotacotani Lagunen in der Lavalandschaft kurz vor Erreichen des Lago Chungara (Lauca NP)

Hier eine interessante Situation, wo ein paar Vicunjas in einer Gruppe Alpakas weiden. Ich versuchte mich quasi im Schutz der Alpakas den Vukunjas anzunähern. Sie zogen sich jedoch stets unmerklich zurück und hielten dieselbe Distanz zu mir aufrecht.

Der Lago Chungara liegt auf 4520 m Höhe und ist somit einer der höchsten Seen der Welt. Es ist schon erstaunlich, auf dieser Meereshöhe Flamingos zu sehen, mit den schneebedeckten Sechstausendern im Hintergrund.

Andenmöven (Larus serranus). Man beachte: Es ist in der Nacht so kalt, dass kleinere Wasserflächen zufrieren.

Auf dem Lago Chungara sahen wir auch das Riesenblässhuhn (Fulica gigantea). Das Nest besteht nicht aus Zweigen (Bäume und Sträucher gibt es ja hier nicht), sondern aus Wasserpflanzenmaterial

Ein Andensäbelschnäbler (Recurvirostra andina), am Lago Chungara, Lauca NP.

Ein Paar Punaenten (Anas Puna) mit ihren aussergewöhnlichen blauen Schnäbeln (Lago Chungara, Lauca NP)

Andenregenpfeifer (Charadrius alticola), Lauca NP

Der 6342 m hohe Parinacota in all seiner Pracht (dies ist übrigens seit Jahren das Hintergrundbild meines Computerbildschirms...)

Und im Vordergrund noch einmal Flamingos in dieser einzigartigen Kulisse.

Vermutlich handelt es sich auch hier um den Chileflamingo (Phoenicopterus chilensis)

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