Peru II - Thomas Althaus - Zoologe

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Peru II

Schwerpunkt: Natur. Islas Balestas und Manu National Park (private Reise im Jahre 2006)

Die Islas Ballestas, eine Inselgruppe ca. 240 km südlich von Lima. Sie gehören, zum Nationalreservat von Paracas. Auf diesen Inseln nisten Zehntausende von Seevögeln. Sie produzieren den sog. „Guano“, im 19. Jahrh. ein beliebter Dünger und Exportprodukt.

Jeder der Punkte auf dem Felsen ist ein Vogel und zwar handelt es sich hier mehrheitlich um Guanotölpel (Sula variegata). Das grosse Nahrungsangebot an Sardellen (im kalten Huboldtstrom) erlaubt es ihnen, regelmässig mehrere Küken grosszuziehen.

Dicht an dicht sitzen die Guanotölpel auf den Felshängen. Den Namen hat diese Art von der Tatsache, dass sie ihr Nest aus Guano baut. („Guano“: Kot, der sich mit dem Kalkstein zu einem feinkörnigen Gemenge verschiedener Calciumphosphate u.a. vermischt).

Von den in Kolonien brütenden Tölpeln weiss man, dass sie nicht nur in der Lage sind, ihre Partner und ihre Jungen an der Stimme zu erkennen, sondern auch die in unmittelbarer Nachbarschaft brütenden Vögel zu identifizieren (pro m2 sind es 1,5 Paare).

Lebensraum und Nahrung teilen die Guanotölpel mit anderen Vögeln, z. B. mit Humboldtpinguinen (Spheniscus humboldti), die ebenfalls auf den Islas Ballestas nisten, und mit einem Bestand von 10000-12000 Paaren laut IUCN zu den bedrohten Vogelarten zählen.

Ein weiterer häufiger Vogel auf den Islas Ballestas ist der Guanokormoran (Phalacrocorax bougainvillii) ein ziemlich grosser Vertreter der Familie der Kormorane (oben im Bild). Er ist an der westlichen Küste Südamerikas von Peru an südwärts verbreitet.

Ausserden finden sich auf den Islas Ballestas auch noch zahlreiche Braune Pelikane (Pelecanus occidentalis). Sie erreichen eine Körperlänge von 1 bis 1,3 Meter und ein Körpergewicht von 3,5 Kg.

Eine Gruppe von Braunpelikanen unterschiedlichen Alters. Der Braunpelikan ist die einzige Pelikan Art, welche ganzjährig und ausschliesslich am Meer lebt.

Braune Pelikane sind auch die einzige Pelikan-Art, die ihre Beute tauchend erbeutet. Dabei schiessen sie von einer Höhe von etwa 10 Metern mit angelegten Flügeln ins Wasser. Der hier allerdings segelt bloss übers Meer

Braunpelikan aus der Nähe. Braunpelikane sind sie zwar leichter und schlanker als andere Pelikan-Arten, aber immer noch eindrucksvoll

Und dann gibt es noch einen spektakulären Bewohner der Islas Ballestas: Die Mähnenrobbe (Otaria flavescens oder Otaria byronia), auch Südamerikanischer Seelöwe genannt. (Männchen werden ca. 2,50 m gross und ca. 300 kg schwer, Weibchen ca. 2 m und 140 kg).

Szenenwechsel: Vom Hochland und Cusco auf etwa 3500 müM und der Kälte ging es per Flugzeug hinunter...

...in den, auf 500 müM liegenden, tropisch warmen und feuchten Regenwald des 18812 km² grossen Manu Nationalparks, des grösste Regenwaldschutzgebietes weltweit. 1973 erklärte die die UNESCO den Park zum Biosphärenreservat und 1987 zum Weltnaturerbe.

Dies ist das Hauptgebäude und die Empfangshalle bzw. Check-in des Flugplatzes Boca Manu im Manu Nationalpark.

Hier das Innere des Empfangsgebäudes mit dem Desk der Flugleitung und der Fluglotsen sowie der Wage für das Einchecken des Gepäcks und dem Security Check. Alles geht fast etwas familiär zu.

Und das ist der Gepäcktransport vom und zum Flugzeug. Übrigens: Auch der Flug von Cusco nach Boca Manu war sehr informell. Der Pilot machte mit uns eine Sightseeing-Tour über eine Reihe von historischen Sehenswürdigkeiten Perus (s. dazu Galerie Peru I).

Vom Flugplatz ging es in einer zweistündigen Fahrt auf dem Madre de Dios River zu unserer Unterkunft.

Auf der Flussfahrt entdeckten wir am Ufer dieses kleine Fischerdorf (mit Ara als Haustier). Der Zutritt zum Park ist beschränkt: Die Kernzone (81,5 %), darf nicht betreten werden, mit Ausnahme von kleinen Indianerstämmen, ohne Kontakt zur Aussenwelt.

Sich sonnende Wasserschildkröte (Art ?). Am Ufer sahen wir Capybaras (Hydrochaeris hydrochaeris), die grössten Nagetiere, welche aber sogleich Reissaus nahmen. Sie sind dort so scheu, weil sie offenbar - obwohl es ein Naturreservat ist - gejagt werden.

Unsere Unterkunft im Manu Wildlife Center. Ein fein eingerichtetes, luftiges Häuschen auf Stelzen, mit Toilette und Dusche und mit Fliegengeflecht abgedichtet, dass keine Mücke ins Innere gelangen sollte (zudem gab es noch Moskitonetze über dem Bett).

Begrüsst wurden wir im Manu Wildlife Center von Hellroten Aras (Ara macao). Sie waren kaum zu übersehen, vor allem aber nicht zu überhören. Im Park gibt es aber noch etwa 800 andere Vogelarten.

Früh am Morgen ging es noch vor Sonnenaufgang über den Fluss zum sogenannten Parrot Lick, mit dem Namen Collpa de los Guacamayos Blanquillo.

Wir versteckten uns in einem festen Unterstand und begannen die Beobachtung der gegenüberliegenden Seite eines kleinen Flusses. Die Wand besteht aus Lehmmaterial. Wir harrten also der Dinge die da kommen sollten, brauchten aber nicht lange zu warten.

Allmählich kamen sie, wie Heuschrecken: Vorerst Papageien mit mehrheitlich grünem Gefieder, hauptsächlich Schwarzohrpapageien (Pionus menstruus), engl. „Blue-headed Parrot“ und einige Amazonenarten, wie z. B. die Mülleramazone (Amazona farinosa)

Immer mehr grüne Papageien flogen heran, kletterten an der Lehmwand herum und begannen den Lehm abzunagen. Offenbar nehmen sie mit dem Lehm Mineralien auf, um ihren Mineralienbedarf, den sie mit der üblichen Nahrung nicht abdecken können, zu decken.

Nach etwa zwei Stunden war die Wand fast grün vor lauter Papageien, aber allmählich begannen die ersten schon wieder wegzufliegen.

Die wegfliegenden grünen Papageienvögel wurden nun abgelöst durch grössere Kaliber, nämlich die dunkelroten oder Grünflügelaras (Ara chloroptera). Sie sind etwa 90 cm lang und damit die zweitgrösste Ara Art der Welt.

Auffallend war, dass nie ein Grünflügelara allein angeflogen kam. Es war immer ein Paar (die Tiere verpaaren sich auf Lebensdauer) oder drei (ein Paar mit einem Jungvogel) oder, wie hier, gerade vier (ein Paar mit zwei Jungvögeln ?).

Nachdem die grünen Papageien die Lehmwand verlassen hatten, wurde sie von den dunkelroten Aras in Beschlag genommen. Die Vögel nehmen ev. den Lehm auch auf, um Schadstoffe in ihrer Nahrung (z. B. gewisse Giftstoffe) im Verdauungssystem zu neutralisieren.

Und dann gibt es noch eine weitere Funktion: Diese Vögel, welche in dem Waldgebiet weit auseinander wohnen, kommen einmal im Tag auf engem Raum zusammen und Jungvögel haben dort viel Gelegenheiten Artgenossen des anderen Geschlechts kennen zu lernen.

Lange Zeit noch flogen immer wieder neue Paare an Oft bewegten sie die Flügel der Tiere völlig synchron und sie flogen so koordiniert, wie die Patrouille Suisse.

Die ankommenden Papageien (und zwar sowohl die grünen Papageien, wie die Aras) flogen nicht direkt in die Wand, sondern sie setzten sich vorerst in die Bäume über der Lehmlecke und kletterten oder flogen dann erst allmählich und vorsichtig zur Lehmwand.

So gegen Mittag verliessen dann die ersten Dunkelroten Aras die Lehmlecke. Maximal zählten wir fast 40 Tiere in der Wand. Wenig nach Mittag war das ganze laute und spektakuläre Schauspiel vorbei und die Lehmwand stand wieder still und verlassen da.

Wir sahen dort auch einen Weissohr-Springaffen (Callicebus donacophilus) oder, hier, den Binden-Ameisenwürger (Thamnophilus doliatus). Er frisst effektiv Ameisen (sogar die aggressiven Wanderameisen), aber auch andere Insekten, kleine Reptilien und Beeren

Wir besuchten auch eine weitere Lecke, wo die nachtaktiven Tapire (Tapirus terrestris) ebenfalls Mineralien aufnehmen. Nach dieser Wanderung durch den Wald warteten wir auf einer erhöhten Holzplattform stundenlang mucksmäuschenstill auf die Tiere.

Auf unserer nächtlichen Wanderung zur Tapirleckstelle entdeckten wir nicht nur riesige Bäume mit Pfahlwurzeln, sonder im Schein der Taschenlampen auch diesen kleinen Frosch (Art ?) an einem Baumstamm.

Auch diesen grossen Eulenfalter (Noctuidae) erspähten wir auf der Exkursion durch den Regenwald auf dem Weg zu unserer Holzplattform (dort waren übrigens schon Moskitonetze, Schlafsäcke und Schaumgummimatratzen vorbereitet).

Um ca. 23 h wurden wir flüsternd gebeten, uns still und leise zu verschieben, war doch ein Flachlandtapir Tapir (Tapirus terrestris) an der Lecke !. Blitzlicht war verboten. Diese scheuen und vorsichtigen Tiere erreichen eine Länge von 220 cm und 250 kg.E

Eine weitere morgendliche Exkursion brachte uns an einen Altarm des Madre de Dios Flusses. Hier stiegen wir auf ein anderes Boot um und setzten unseren Ausflug fort.

Der ruhende Altarm heisst Cocha Blanco, eine wunderbare, ruhige, malerische Landschaft mit einer ebenfalls vielfältigen, interessanten Tierwelt.

Auf den grossen schwimmenden Blättern findet dieses junge Rotstirnblatthühnchen (Jacana jacana) mit seinen langen Zehen festen Halt.

Hier kommt ein erwachsenes Elterntier des Rotstirnblatthühnchens hinzu.

Ein ruhender Mohrenkaiman (Melanisuchus niger) neben unserem Boot. Er jagt oft Capybaras, die grössten Nagetiere, die es gibt, weil die im Wasser an der Wasseroberfläche schwimmen. Obwohl früher häufig, gehört er heute zu den gefährdeten Arten.

Und plötzlich erschien derjenige lautlos neben unserem Boot, auf den wir heimlich gehofft hatten: Der 2m lange und über 20 kg schwere Riesenotter (Pteronura brasiliensis). Weltweit soll es in ganz Südamerika noch etwa 5000 Tiere geben (im Manu NP etwa 200

Neugierig steckte der Riesenotter seinen Kopf aus dem Wasser um besser sehen zu können, wer ihn da besuchte.

Die Fische, Wasservögel, Mäuse und Vogeleier fressenden Riesenotter werden etwa Wölfe der Flüsse genannt. Wenn sie also ihre eindrucksvollen Zähne zeigen, kann das auch eine Drohgebärde sein, weil sie sich eventuell gestört fühlen.

Wir hatten jedoch den Eindruck, dass sie uns neugierig beobachteten. Anders als unsere Fischotter leben Riesenotter gesellig. Die Jagd wird, in der Gruppe organisiert: Die Mitglieder einer Ottergruppe treiben sich die Fische gegenseitig zu.

Hier könnte es sich auch um eine Familie handeln. Die grosse Zahl der Feinde junger Otter (z. B. Kaimane, Jaguare) macht zwei Würfe (mit bis zu 5 Jungen) pro Jahr notwendig. Nach zehn Monaten haben die Jungen die Grösse der Elterntiere erreicht.

Wir bekamen der Eindruck, dass wir die Jagdaktivitäten der Tiere, die immer einen gebührenden Abstand zu unserem leicht mit der Strömung treibenden Boot einhielten, nicht wirklich störten. Mehrmals tauchten sie mit Fischen auf und frassen sie genüsslich.

Eine weitere Kostbarkeit auf unserer Exkursion in die Cocha Blanco: Ein Hoatzin (Opisthocomus hoazin). Er kann kaum laufen und fliegen und wirkt sehr ursprünglich. Die Jungen haben sogar noch Krallen an den Flügeln, mit denen sie im Geäst herumklettern.

Ich habe diese Art als Rallenkranich (Aramus guarauna) bestimmt, bin aber nicht sicher. Der Rallenkranich ist ein interessanter Nahrungsspezialist, der sich fast ausschliesslich von Apfelschnecken der Gattung Pomacea ernährt, sofern diese vorhanden sind.

Donacobius-Spottdrossel (Donacobius atricapillus)

Gelbbauchschnäpper (Pitangus lictor), auch Lictormaskentyrann genannt. Die Tyrannen (Tyrannidae) ernähren sich hauptsächlich von Insekten. Den Namen haben sie wegen ihrer Aggressivität gegenüber Eindringlingen in ihr Revier (sogar gegenüber Greifvögeln).

Gelbbauchschnäpper (Pitangus lictor) fangen bisweilen auch kleine Fische. Bei der Jagd auf Insekten sitzen sie auf einem Ast, warten, dass diese vorbeifliegen und versuchen sie zu schnappen.

Schlangenhalsvogel (Anhinga anhinga). Weil sein Gefieder nicht wasserabstossend ist und richtig nass wird, muss er hie und da seine Flügel in der Sonne ausbreiten, um die Federn zu trocknen.

Zurück beim Bootsunterstand entdeckten wir im Dachgiebel einige Fledermäuse (Art ?), welche dort ruhend den Tag verbrachten.

Und über den Fluss Madre de Dios ging es wieder zurück zum Wildlife Center und – nach ein paar unvergesslichen Tagen - bald schon zum Flugplatz Boca Manu und wieder in die Betriebsamkeit der Zivilisation.

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