Indien I - Thomas Althaus - Zoologe

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Agra (Taj Mahal), Ranthambore National Park, private Reise im April 2017 mit Liberty Bird

Das Eingangstor zur Gartenanlage des Taj Mahal sollte, die profane Aussenwelt von der spirituellen Welt um das Mausoleum trennen. Der Garten war der Inbegriff des Paradieses. Effektiv symbolisieren die Wasserkanäle die vier Ströme des Paradieses.

Shah Jahan liess das Monument in Erinnerung an seine Lieblingsfrau Mumtaz Mahal erbauen, die mit 38 Jahren bei der Geburt ihres 14. Kindes verstarb. Tritt man durch das Eingangstor wird man von der einzigartigen Ausstrahlung des Mausoleums ergriffen.

Der Taj Mahal ist nicht nur das meistbesuchte Bauwerk Indiens, sondern eines der beeindruckendsten der Erde. Das „Denkmal unvergänglicher Liebe“ strahlt – trotz 74 m Höhe - einen magischen Eindruck schwebender Leichtigkeit aus.

Die zwei Sarkophage von Sha Jahan und Mumtaz Mahal befinden sich in einer nicht zugänglichen Gruft unterhalb des zentralen Hauptraumes. Zwei Kopien davon wurden im Hauptraum platziert, um den Bürgern (und Besuchern) die Verehrung zu ermöglichen.

Der Taj Mahal wird flankiert von zwei prächtigen Gebäuden mit roten Sandsteinfassaden. Das westliche ist eine Moschee…

…das andere ist – aus Gründen der Symmetrie - in die „falsche“ Richtung ausgerichtet, also nicht nach Mekka und ist die Versammlungshalle Mihman Khana (Yawab).

20‘000 Arbeiter (darunter 500 Schreiner und 300 Schmiede) sowie Ochsen, Kamele, Esel und 1000 Elefanten benötigten 20 Jahre, um dieses Bauwerk bis 1653 fertigzustellen. Die Arbeiter sollen in solchen – rekonstruierten – Unterkünften gewohnt haben.

Bei einem Rasthalt auf der Fahrt von Agra nach Ranthambore entdeckten wir bei einer Wasserstelle unmittelbar neben der Strasse diesen Stelzenläufer (Himantopus himantopus). Sein auffälligstes Merkmal sind die extrem dünnen, langen, roten Beine.

Der Stelzenläufer kommt zwar hauptsächlich im Süden Mitteleuropas, am Kaspischen und Schwarzen Meer vor, aber auch südlich der Sahara und in Asien in Flachwasserzonen (Lagunen, Salinen, Bewässerungsanlagen, Steppenseen) mit Süss-, Brack- oder Salzwasser.

Der Stelzenläufer (engl. „Black-winged Stilt“) gehört zur Familie der Säbelschnäbler. Er sucht sein Futter (Insekten und kleinere Krebstiere) am sandigen Ufer, aber auch im Wasser. Seine langen Beine erlauben die Nahrungssuche auch in tieferem Wasser.

Auch ein Rotlappenkiebiz (Vanellus indicus) besuchte die Wasserstelle neben der Strasse. Seinen Namen verdankt dieser in Asien weit verbreitete Kulturfolger dem roten Hautlappen, beidseits des Gesichts von der Schnabelwurzel bis zu den Augen. (s.u.)

Auf den Feldern entlang der Strasse von Agra nach Ranthambore schnitten Bauernfamilien mit Sicheln Getreide, das sie zu Garben banden. Für dieses Getreide interessierten sich auch Nilgauantilopen (Boselaphus tragocamelus). Hier eine Weibchengruppe...

…und hier ein Verband jüngerer Männchen. Im indischen Namen "Nilgai" kommt der Ausdruck "Gai" vor, eine Bezeichnung für „Kuh“ - für viele Hindus ein heiliges Tier. Deshalb wurde die Art 2016 in „Rojad“ umbenannt, um damit eine Bejagung zu ermöglichen.

Der Ranthambore-Nationalpark erhielt seinen Namen nach der im Nationalparkgebiet gelegenen Festung Ranthambhor aus dem 10. Jahrhundert. 1955 entstand dort das ca. 400 km² grosse Sawai-Madhopur-Wildreservat. 1973 wurde das Reservat Teil des “Project Tiger”

1980 wurde Ranthambore zum Nationalpark und 1991 wurde das Tiger-Schutzgebiet um die angrenzenden Kaila-Devi und Sawai-Man-Singh Wildreservate erweitert. Heute umfasst das Gebiet 1172 km2 und beherbergt u.a. eine Population von ca. 65 Bengaltigern.

Unsere Unterkunft in Sawai Madhopur in Rajasthan war das unmittelbar an den Nationalpark grenzende „Tiger Moon Resort“, wo wir in schmucken Häuschen wohnten. Jeweils morgens und nachmittags ging es in einem offenen Fahrzeug auf Safari.

In der Gartenanlage des Resorts entdeckten wir nicht nur zahlreiche Vogelarten, sondern auch das tagaktive Nördliche Palmenhörnchen (Funambulus pennantii). Es lebt sowohl in offenen Flächen, Wäldern und Gebüschen, wie auch bei menschlichen Siedlungen.

Der Ranthambore NP in Rajasthan war früher Teil des berühmten Jagdgebietes der Maharadschas von Jaipur. Heute zeugen noch diverse Bauwerke davon, wie dieses ca. 250 Jahre alte Jagdhaus „Rajbagh Palace“ am Lotus Lake.

Bald schon sahen wir den gefleckten Axishirsch oder Chital (Axis axis) (engl. „spotted Deer“) und den grösseren, einheitlich braunen Sambar oder Pferdehirsch (Cervus unicolor). Unser Guide (Dev Raj Singh) bezeichnete die Szene als „Tiger’s Supermarket“.

Mit einer Länge von 140 cm, einer Höhe von 80 cm und einem Gewicht von 100 kg sind Axishirsche kleiner als ein Rothirsch, aber grösser als ein Reh. Sie leben in Herden unterschiedlicher Zusammensetzung und äsen oft auf Grasland, das an Wald grenzt.

Der Sambar ist ein relativ grosser Hirsch (Länge von 160 - 250 cm, Höhe von 100 - 160cm und Gewicht von 110 - 260 kg). Sein Lebensraum sind vorwiegend Wälder, wo er kleine Familiengruppen bildet. In offeneren Lebensräumen kommen jedoch auch Rudel vor.

Zur Abwehr von stechenden Insekten gehen Sambars oft ins Wasser (oder eine Suhle) und halten sich dort u.U auch längere Zeit auf. Grundsätzlich scheinen sie nicht wasserscheu zu sein (kein Wunder bei ca. 40 Grad !) und sind offensichtlich gute Schwimmer.

Allerdings ist das Überqueren des Sees gefährlich: Im Wasser liegt ein Sumpfkrokodil (Crocodylus palustris) auf der Lauer. Diese Tiere können bis 4 m lang werden und neben Fischen, Fröschen Schlangen und Vögeln gehören auch Hirsche auf ihren Speisezettel.

Das Verbreitungsgebiet dieses Süsswasserbewohners umfasst den indischen Subkontinent (inkl. Iran, Pakistans, Nepal, Sri Lanka). Dennoch sind manche Bestände bedroht (wegen Trockenheit und Verlust der Lebensräume durch Wachstum der Bevölkerung).

Beim Sambar, dieser tropischen Hirschart, ist das Geweihwachstum nicht synchronisiert: Es gibt Tiere bei denen ein neues Geweih wächst und gleichzeitig solche, die ihr Geweih schon von der Basthaut befreit haben. Entsprechendes gilt für den Axishirsch.

Die sehr zutrauliche Wanderbaumelster (Dendrocitta vagabunda), ein Rabenvogel, kommt fast im gesamten Kontinentalasien südlich des Himalayas vor. Ihre Nahrung (Früchte, Beeren, Samen und Wirbellose) erbeutet sie meist im Geäst oder Gebüsch.

Zum Nahrungsspektrum der Wanderbaumelstern gehören auch kleine Wirbeltiere, Aas, menschliche Abfälle und offensichtlich picken sie sogar Parasiten aus dem Fell von Sambarhirschen, die den Vögeln befallene Körperstellen scheinbar bereitwillig anbieten.

Wir hatten den Eindruck, dass die Wanderbaumelster den sich stark haarenden Sambarhirschen auch lockere Haare herauszupften und im Schnabel forttrugen um sie ev. in ihr Nest einzubauen.

Der Silberklaffschnabel (Anastomus oscitans), lebt als Brutvogel im tropischen Südasien. Er frisst vorwiegend kleine Weichtiere (Muscheln, Schnecken) oder Krebse aber auch Frösche, die er im flachen Wasser watend fängt.

Der Spalt zwischen Unterschnabel und Oberschnabel ist geeignet für das Festhalten und Aufknacken hartschaliger Beutetiere. Interessant ist, dass es in Südafrika eine zweite Klaffschnabelart gibt, den schwarzen Mohrenklaffschnabel (Anastomus lamelligerus).

Der Indientriel (Burhinus oedicnemus indicus oder Burhinus indicus) ist ein bestens getarnter unauffällig gefärbter Watvogel (Limikole). Die kräftigen Beine weisen ein deutlich verdicktes Fersengelenk auf (engl. Name: „Thick-knee“). (s. Indien II und III)

Der Lebensraum des Indischen oder Altwelt-Schlangenhalsvogels (Anhinga melanogaster) sind Feuchtgebiete des Binnenlands und geschützte Küstenabschnitte. Besonders geformte Wirbel im Hals erlauben ihm, den Hals z-förmig zu knicken und ruckartig zu strecken

Der Braunliest (Halcyon smyrnensis fusca) (engl. „White-throated Kingfisher”) ist nicht so sehr an Wasser gebunden wie andere Eisvogelarten. Er frisst nämlich nicht nur Fische, sondern auch Amphibien, Krebse, kleine Reptilien, Nagetiere und sogar Vögel.

Der Gleitaar (Elanus caeruleus vociferus) engl. „Black-winged Kite“, mit einer Spannweite bis zu 90 cm ernährt sich von Kleinsäugern, Kleinvögeln und Reptilien. Häufig ist er beim Suchflug rüttelnd oder bei der Ansitzjagd auf hoher Warte zu beobachten.

Auch der 28 cm lange Königsdrongo (Dicrurus macrocercus) engl. „ black drongo” sucht von hoher Warte (nackte Äste, Telefondrähte) nach Insekten. Er ist recht aggressiv und vertreibt auch grössere Vögel von seinem Brutterritorium (hiess früher “King-crow”)

Das Wachtelfrankolin (Francolinus pondicerianus) ist mit seinem auffälligen Ruf einer der charakteristischsten Bewohner der indischen Trocken- und Kulturlandschaften. Es sucht seine Nahrung (v.a. Insekten, Samen) auf freien Flächen und zwischen Büschen.

Der Indische Halsbandsittich (Psittacula krameri manillensis) mit einer Totallänge von ca. 40 cm, ist die weltweit am weitesten verbreitete Papageienart (bis Europa). Er frisst Knospen, Früchte, Nüsse, Beeren, Getreidekörner und Straucherbsen.

Die erwachsenen Männchen weisen ein charakteristisches „Halsband“ auf, das als schwarzer Streifen unter dem Kinn beginnt und in ein rosafarbenes Nackenband übergeht (eng.: „Rose-ringed Parakeet“). Weibchen und Jungtieren fehlt dieses „Halsband“.

Die wunderschöne Rotschulter-Grüntaube (Treron phoenicoptera) ist ein anpassungsfähiger Waldbewohner. Sie frisst ein breites Spektrum an Früchten und Beeren. Ihren deutschen Namen hat sie von einem blassen mauvefarbenen Fleck auf dem Vorderflügel.

Häufig sieht man die Vögel in Trupps und hier wird der Unterschied zwischen den Männchen und den Weibchen, denen die „rote Schulter“ weitgehend fehlt, deutlich. Deshalb trifft die englische Bezeichnung „yellow-footed green pigeon“ eigentlich besser zu.

Dschungeldrosslinge (Turdoides striata) ziehen in kleinen Gruppen von 6 bis 10 Individuen auf Nahrungssuche. Deshalb werden sie in Bengali auch “Saath bhai” “Sieben Brüder” genannt. Sie fressen Insekten, aber auch Samen, Nektar und Beeren.

Dschungeldrosslinge (engl. „Jungle Babler“) sind sehr soziale Vögel. Das zeigt sich nicht nur an der sozialen Körperpflege, sondern auch daran, dass nichtbrütende Vögel einem Elternpaar helfen, seine Jungen aufzuziehen.

Die ca. 22 cm grosse Hindu Halsbandeule (Otus bakkamoena) wird auch Indien-Zwergohreule genannt (auf dem Bild hat sie die „Federöhrchen“ angelegt). Sie ist auf dem indischen Subkontinent weit verbreitet. Ihre Nahrung besteht weitgehen aus Insekten.

Das war unsere zweite Tigerbeobachtung. Das Tier war im dichten Gras hinter einem Fels versteckt. Mit gutem Willen kann man den Kopf erkennen Es gibt Touristen, die auf mehreren Tigersafaris in Ranthambore nie mehr als das gesehen haben...

Die Bengalischen Hanuman-Languren (Semnopithecus entellus) mit leicht rötlichem Schimmer im Fell, zählen zu den am weitesten verbreiteten Hanuman-Languren. Sie verkörpern nach der hinduistischen Mythologie den Affengott Hanuman (gelten als heilige Tiere).

Bengalische Hanuman-Languren sind nicht wählerisch in Bezug auf ihren Lebensraum Viele leben heute in Landschaften, die vom Menschen geprägt wurden, andere vor allem in tropischen, trockenen Laubwäldern und zwar am Boden wie auch auf den Bäumen.

Der tagaktive, überaus flinke, silbergraue Indische Mungo (Herpestes edwardsii) sucht bevorzugt in buschbestandenem Grasland nach Nahrung (Kleinsäuger, Vögel, Eidechsen und Schlangen [auch Giftschlangen !], Insekten, Skorpionen sowie Früchte).

Dort, wo wir den Mungo sahen, entdeckten unsere aufmerksamen „Tiger trackers“ im Sand der Strasse diese frische, deutliche Tigerspur. Es musste also ein Tiger in unserer Nähe sein.

Der rund 42 cm grosse Sirkihkuckuck (Phaenicophaeus leschenaultii), ein Verwandter des Roadrunners (s. USA IV) und des Heckenkuckuks (s. Indien IV) sucht, wie diese, flink am Boden im Buschland nach Futter (Insekten, Eidechsen, Früchte und Beeren).

Das Sumpfkrokodil (Crocodylus palustris) bewohnt neben Flüssen, Seen und Sümpfen auch Bewässerungskanäle und künstlich angelegten Wasserreservoirs. Diesen wohl recht schlammigen Uferbezirk teilt es mit hunderten von Fröschen (kleine Erhebungen im Wasser).

Der Smaragdspint (Merops orientalis orientalis) ist ein farbenprächtiger Vogel aus der Familie der Bienenfresser. Er lebt in trockenen, offenen baumbestandenen Landschaften. Die bis zu 10 cm langen verlängerten mittleren Schwanzfedern fehlen dem Jungvogel

Bis jetzt hatten wir nur einige Flecken eines Bauchfells gesehen und einen Kopf im Gras erahnt. Aber nun trat er in seiner ganzen Pracht von rechts aus dem Gebüsch auf den Weg hinaus: Der Bengal-Tiger, auch „Königstiger“ genannt (Panthera tigris tigris).

Der Eindruck war umwerfend und irreal. Ein Lebenstraum hatte sich erfüllt. Die gesamte Population dieses Nationaltiers Indiens wird auf weniger als 2500 Exemplare geschätzt. Etwa 65 davon leben im Ranthambore Nationalpark und eines kam direkt auf uns zu…

…und ging in einem Abstand von etwa 5 m unmittelbar an uns vorbei. Zudem handelte es sich erst noch um eine Ikone des Ranthambore Nationalparks, nämlich um das 9 Jahre alte Weibchen T19 oder „Krishna“ mit dem grössten Territorium aller Tiger im Park.

Dann drehte sie den Kopf in unsere Richtung und schaute uns an. Krishna ist die Tochter und Erbin der legendären Tigerin Machhali (T16, „The queen of the lake“), welche während mehr als 10 Jahren über das schönste Gebiet des Rhantambore NPs regiert hatte.

Nach ein paar Augenblicken verschwand Krishna, „The queen of Rhanthambore“, wieder im Waldesdickicht und wir blieben überwältigt zurück. Damals ahnten wir noch nicht, dass wir erst den Beginn einer langen Reihe von weiteren Tiger-Begegnungen erlebt hatten

Das Indische Wildschwein ist eine in Indien und Indochina lebende, recht kleine Unterart mit verkürztem Gesichtsschädel, relativ dünner Behaarung allerdings mit einem auffallenden Rückenkamm. Deshalb heisst es auch Kamm-Wildschwein (Sus scrofa cristatus).

Abendstimmung am Seeufer mit Kamm-Wildschweinen (Sus scrofa cristatus), und wilden, in Indien beheimateten Blauen Pfauen (Pavo cristatus), den indischen Nationalvögeln, welche typischerweise in den Abendstunden in Familiengruppen Nahrung suchen.

Bevor wir den Park verlassen mussten (30 Min. vor Sonnenuntergang), entdeckten wir auf der gegenüberliegenden Talseite, also ziemlich weit weg, diesen ruhenden männlichen Tiger. Es handelte sich um T25, „Dollar Male“, einen „Superstar“ des Nationalparks.

Sein Name kommt von den zwei Dollar-ähnlichen Streifenmustern auf der rechten hinteren Bauchseite. Dem 9-jährigen Tiger schien es „vögeliwohl“ und er wirkte völlig entspannt. Mit ihm hatten wir am gleichen Tag total drei Tiger gesehen.

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